BAUBIOLOGIE


Die Baubiologie hat sich im Verlauf ihrer 50-jährigen Geschichte zu einer umfassenden Lehre entwickelt. Seit den Anfängen in den 1960er-Jahren verfolgt sie das Ziel, die Beziehung zwischen Bauwerken und Natur ganzheitlich zum Wohle der Menschen und der Umwelt zu fördern. Umfassend ist der baubiologische Ansatz einerseits deshalb, weil er konsequent auf natürliche Baumaterialien setzt, den gesamten Materialkreislauf berücksichtigt und Einwirkungen wie Licht, Farben, Elektrosmog und vieles mehr miteinbezieht. Andererseits legt die Baubiologie auch Wert auf die sozialen, kulturellen und architektonischen Zusammenhänge und Wechselwirkungen sowohl bei Wohnbauten als auch im Arbeitsumfeld.
Die baubiologischen Erkenntnisse, die auch wirtschaftliche Aspekte einschliessen, werden selbst bei anspruchsvollen Neubauten und Sanierungen mit besonderen Anforderungen umgesetzt, z. B. bei Kindergärten, Schulgebäuden, Spitälern usw.
Die Erkenntnisse der Baubiologie sind heute dank der zunehmenden Sensibilisierung für umweltverträgliche Bauweisen und den Fortschritten bei den Baustoffen, Bautechniken und Messverfahren ein begehrtes Fachwissen. Häufig weisen sich Architekten, Bauingenieure und Bauhandwerker durch spezifische baubiologische Expertisen aus. Seit 2011 besteht die in der Schweiz die Möglichkeit, eine eidgenössische höhere Fachprüfung abzulegen.
Die Baubiologie setzt auf das Prinzip der Nachhaltigkeit in seiner ursprünglichen Bedeutung, also auf langfristige, ressourcenschonende, natürliche und regenerationsfähige bzw. erneuerbare Verfahren. Zu diesen ökologischen und den ökonomischen Kriterien gesellen sich auch Funktion und Nutzen von Bauten, die Menschen langfristig ein umweltbewusstes und tragbares Höchstmass an Komfort und Behaglichkeit bieten sollen.

NACHHALTIGE ENERGIESYSTEME


In der Baubiologie ist die Nutzung erneuerbarer Energien ein zentrales Anliegen. Als erneuerbar gelten Energieformen, die nach heutigem Wissensstand als unerschöpflich gelten oder die sich in einem überschaubaren und messbaren Zeitraum erneuern. Dazu zählen Sonnen-, Wind- und Bioenergie sowie Wasserkraft und Geothermie. Mit der effizienten Nutzung erneuerbarer Energiesysteme fügen sich Wohn-, Geschäfts- und Industriebauten in einen Kreislauf ein. Zusammen mit den ökonomischen und ökologischen Vorzügen bestechen erneuerbare Energiesysteme durch ihre Nachhaltigkeit und sind dadurch den bisherigen fossilen und nuklearen Brennstoffen überlegen.

MATERIALKREISLAUF


Der Begriff Ressource wird heute sinngemäss für fast jede Art oder Form von Quelle, Mittel oder Rohstoff gebraucht. In der Baubiologie geht es vor allem um die für ein Bauwerk eingesetzten Rohstoffe und Produkte, die sich in unerschöpfliche und erschöpfliche resp. in erneuerbare und nicht erneuerbare unterteilen lassen. Für Bauwerke werden heute zahllose natürliche und künstliche Baustoffe verwendet wie Stahl, Aluminium und Kupfer, Lehm, Holz oder Steine, Zement, Glas oder Kunststoffe usw.
Als Rohstoff gilt eine unverarbeitete natürliche Ressource sowie ein Ausgangsprodukt für die Herstellung von Fertigerzeugnissen. Den wenigsten Rohstoffen begegnen wir in dieser ursprünglichen Form. Vorwiegend handelt es sich dabei um Agrarerzeugnisse tierischen oder pflanzlichen Ursprungs wie Gemüse, Obst oder Eier. Sie gelten als nachwachsende bzw. erneuerbare Rohstoffe, was allerdings genauso für Wasser und Luft sowie für fossile und mineralische Rohstoffe gilt. Allen natürlichen Rohstoffen ist gemein, dass sie der natürlichen Umgebung entstammen bzw. in ihr vorkommen.
Von Menschen errichtete Konstruktionen
Die frühesten Bauten dienten dem Schutz vor den Naturgewalten. Verwendet wurde, was die natürlichen Lokalressourcen hergaben: vielfach Holz, aber auch Lehm oder Pflanzen. Später folgten Steine, Backsteine und Ziegel als hauptsächlicher Baustoff. Der wachsende Handel erschloss immer mehr Wege zu Rohstoffen, die nur überregional und heute sogar global erhältlich sind. Nebst dem Handel eröffneten auch neuartige Bautechniken und -verfahren den Weg zu vielfältigen Funktionsbauten. Bei den heutigen Konstruktionen dominieren Baustoffe wie Zement, Stahl und Glas, die vor Ort, im nahen Ausland oder von einem anderen Kontinent herbeigeschafft werden. Als Kulturgut weisen sich Bauwerke jedoch weniger durch ihre Zweckbestimmung als vielmehr durch ihr äusseres Erscheinungsbild aus – sei es architektonisch oder durch ästhetische Elemente.
Mit dem wachsenden Bewusstsein für die Umwelt werden die ursprünglichen Baustoffe neu entdeckt, allen voran Holz. Was anfänglich als alternativloser Baustoff herhalten musste, weiss man mit dem heutigen Wissenstand aus vielen Gründen zu schätzen. Denn Holz ist beständig, tragfähig, vielseitig einsetzbar und der moderne Holzschutz weitgehend giftfrei. Holz ist in vielen Regionen vor Ort vorhanden und lässt sich nachhaltig bewirtschaften, was grössere Transportwege vermeidet. Zudem weiss man heute, wie wirksam Co2 in Holz gebunden wird. Auch Lehm erweist sich als vielseitig einsetzbarer Baustoff, der sogar einige bautechnische Zwischenschritte erübrigt. Mit modernen Verfahren aufbereitet, eignet sich Lehm ferner optimal für fertig verbaubare Bauteile.
Die meisten Baustoffe setzen sind aus verschiedenen Materialien und somit aus unterschiedlichen Ressourcen zusammen, die oftmals nicht erneuerbar sind. Aber selbst eine natürliche Ressource, die sich wie Holz erneuert, stellt in Anbetracht der benötigten Mengen ein knappes Gut dar. Aus dieser Gegebenheit entsprang denn auch der Begriff der Nachhaltigkeit, der im 17. Jahrhundert als forstwirtschaftliches Prinzip geprägt wurde. Die damals neue Erkenntnis hat heute nichts an Aktualität eingebüsst: Damit sich der Forstbestand hält, darf nur so viel abgeholzt werden, wie aufgeforstet wird. Es ist ein zentrales Anliegen der Baubiologie, auch bei der Wahl der Baustoffe eine grösstmögliche Nachhaltigkeit zu wahren.
Die Funktion eines Bauwerkes folgt seiner vorgesehenen Nutzung: Von der Standortwahl über die Planung, die Baustoffe bis hin zu seinen spezifischen Besonderheiten. Die differenzierten funktionellen Anforderungen kennen dennoch einen gemeinsamen Nenner: den Menschen; ob nun als Bewohner, Arbeiter, Studierender, Geistlicher usw. Deshalb erfüllt ein Hightech-Anstrich, eine Spezialdämmung, Beschichtung oder ein Hochfrequenz-Netzwerk nur dann seine Bestimmung, wenn sie auf seine Nutzer ausgerichtet sind. Nur wenn sich die Nutzer wohlfühlen und vor gesundheitlichen Nachteilen geschützt sind, vermag ein Bauwerk seine volle Funktion zu entfalten. Die Baubiologie weiss, dass technologische Möglichkeiten die eine Seite der Medaille bilden, die Menschen die andere.
Funktion und Zweck von Bauwerken
Bei den frühesten menschlichen Bauwerken fielen Funktion und Zweck praktisch zusammen: eine Unterkunft zum Schutz vor Wettereinflüssen. Sieht man von Tunnels, Brücken usw. ab, dienen Bauwerke auch heute noch vornehmlich dem Schutz vor Wettereinflüssen. Die moderne Lebens- und Arbeitsweise sowie neuere Technologien könnten allerdings den Eindruck erwecken, als ob dieses Schutzbedürfnis vermehrt dem Drang nach Isolation von der Umwelt weicht. Welches Komfortverständnis den Zweck künftiger Bauwerke bestimmt, wird sich weisen. Bei der Funktion von Bauwerken, die sich fast immer im äusseren Erscheinungsbild niederschlägt, hat sich einiges getan: Wohn-, Schul-, Sport-, Kultur-, Sakral-, Verwaltungs-, Gewerbe-, Industriebauten usw.
In der Produktion ist der Begriff des Rohstoffs weiter gefasst. Demnach gilt in jeder Produktionsstufe das Ausgangsprodukt als Rohstoff, bis schliesslich das Endprodukt vorliegt. Betriebswirtschaftlich setzt sich folglich ein Produkt aus seinen jeweiligen Rohstoffen, den Hilfsstoffen und allen Leistungen zusammen, die auf sämtlichen Produktionsstufen erbracht wurden. Je mehr Produktionsstufen ein Produkt durchläuft, desto ambivalenter tritt es in Erscheinung: Die Produktion kann viele Ressourcen verschlingen, die Umwelt erheblich belasten, schafft andererseits aber Arbeitsplätze und fördert das Wirtschaftswachstum. Weil sich Nutzen und Qualität vieler Endprodukte nicht über die Anzahl der durchlaufenen Produktionsstufen definiert, setzt das Prinzip der Nachhaltigkeit bereits bei der Wahl der Rohstoffe und Rohmaterialien an.
Nichts ist für die Ewigkeit bestimmt – auch Bauwerke nicht. Und das ist gut so, denn jedes Bauwerk ist und bleibt weitgehend ein Kind seiner Zeit, der damals gültigen Baukunst, der vormals verwendeten Baustoffe, des architektonischen Zeitgeistes usw. Der Abriss eines Altbaus legt zudem eine Fläche frei, die vielleicht für einen Neubau, vielleicht aber im Sinne künftiger Generation völlig anders genutzt werden soll.
Idealerweise stellt ein Abbruchobjekt eine Ressource dar, die sich vollständig wiederverwerten lässt: funktionstaugliche Teile zur Wiederverwendung, Recycling von Glas, Holz, Betondecken und -böden genauso wie Blechteile und Kupfer aus Kabeln usw. Man braucht nur diese Ressource zu nutzen und evtl. um fehlende Teile zu ergänzen, um ein neues Bauwerk zu errichtet. Von diesem Ideal sind wir noch weit entfernt, was der Rückbau vieler Altbauten mit zahlreichen Verbundmaterialien oder gar mit Asbest immer wieder zeigt. Ob sich das Ideal eines 100% rezyclierbaren Bauwerkes jemals verwirklichen wird, ist ungewiss. Mit dem heutigen Wissensstand und den technischen Möglichkeiten lässt sich heute aber bereits vieles vorwegnehmen, wofür die Umwelt und künftige Generationen dankbar sein werden. Die Anforderungen an nachhaltige Bauwerke sind zwar weiterhin hoch, aber längst nicht mehr so unüberwindbar hoch wie anno dazumal.

LICHT UND FARBEN


Licht und Farben sind allgegenwärtig. Und doch beeinflussen sie uns meist unbewusst und wesentlich stärker, als wir zu sehen glauben. Ob wir uns im Wohnzimmer behaglich fühlen, am Bürotisch konzentriert arbeiten können oder in der Fabrikationshalle den richtigen Überblick haben, hat viel mit den richtigen Lichtverhältnissen zu tun. Denn zu grelles Licht lenkt ab, zu dunkles ermüdet und die falsche Farbtemperatur von Kunstlicht irritiert. Wenn sich in Innenräumen das falsche Gemüt durchsetzt oder die falsche Stimmung aufkommt, dann sollte man auch einen Blick auf die Lichtverhältnisse werfen. Deshalb gehört die Wahl des richtigen Lichts am richtigen Ort bei jedem Neubau und am besten auch bei jeder Sanierung von an Anfang zur Bauplanung
Keine andere Lichtquelle erhellt uns so perfekt wie das Licht der Sonne. Das ist nicht weiter verwunderlich, da unsere Augen dieser wichtigsten Lichtquelle am besten angepasst sind. Das Sonnenlicht steuert auch unseren Tag-Nacht-Rhythmus, regt die Produktion wichtiger Hormone an und trägt zur allgemeinen Stimmungslage bei. Bei jedem Bauvorhaben wird deshalb der Nutzung dieser natürlichen Lichtquelle ein besonderes Augenmerk gewidmet.
Wo es die Lage eines Bauwerks, die räumliche Einteilung oder die spezifische Funktion von Innenräumen erfordert, werden künstliche Lichtquellen eingeplant. Dabei gilt es weit mehr zu beachten als die Ästhetik des Leuchtkörpers, seine geistreiche Platzierung oder die reine Leuchtstärke. Die technischen Fortschritte erlauben es heute, das erforderliche Kunstlicht nach spektralen und optischen Eigenschaften auszuwählen und dabei auch energieeffiziente Anforderungen zu berücksichtigen.
Wenn von Farben die Rede ist, dann sollte bevorzugt von Farbwahrnehmung die Rede sein. Denn Farben sind keine Eigenschaft der Dinge, die wir betrachten. Vielmehr sind sie eine Art Übersetzung der jeweiligen Lichtwellen, die auf unsere Augen treffen. Erst im Gehirn werden diese als Farben interpretiert. Das ändert natürlich nichts an unserer Lieblingsfarbe, die wir eben nicht nach ihrem Wellenspektrum, sondern interpretiert als Farbe immer und überall wiedererkennen.

Farben als Gestaltungsmittel
Mit eigenen Vorlieben oder prägenden Ereignissen haben wir alle unser persönliches Verhältnis zu dieser oder jener Farbe. Es gibt aber auch kulturelle Gemeinsamkeiten, die uns Farben als warm oder kalt, als feierlich, düster, fröhlich usw. erscheinen lassen. Bei der farblichen Wahl von Innenräumen kann auf solche Gemeinsamkeiten gebaut werden. Eine farbenfrohe Umgebung wird in einem Kindergarten für viel Freude sorgen und kreative Gemüter wohl zusätzlich anspornen. In Büroräumen oder einem Laboratorium dürfte sich eine solch schrille und bunte Farbwahl eher kontraproduktiv auswirken. Farben sind heute auch im Bauwesen ein anerkanntes Gestaltungsmittel.


Dies alles geschieht in unserem Gehirn unabhängig von Modetrends. „Trendfarben“ bewirken bei uns nur, dass wir neue Farbnuancen erkennen, betiteln und in neuen Zusammenhängen sehen und erleben können.

Die Farb- und damit auch Innenraumgestaltung in unserem Wohnumfeld, unserer „dritten Haut“ wird beeinflusst durch:

● persönliche Grundveranlagung
● Temperament
● körperliche und physische Verfassung
● Alter und Geschlecht
● und unsere Sensibilität bezogen auf Farben.

Vorlieben und Abneigungen sind nicht immer gleichbleibend, sie können entsprechend des Lebensalters wechseln und sind geschlechtsspezifisch – Frauen dekorieren z.B. mehr

und öfter um als Männer. Frauen verpassen sich eine „Kurzhaarfrisur“, wenn sich ihre Lebensumstände verändern und gestalten auch aus solchem Grund Wohnung oder Haus um.

ELEKTROSMOG


Was auch als Elektrosmog bezeichnet wird, sind hoch- und niederfrequente Wechselfelder, die von jeder elektromagnetischen Quelle ausgehen. Was also mit elektrischem Strom sowie Radio- und Fernsehgeräten seinen Anfang nahm, hat sich inzwischen auf allerlei elektrisch betriebene Haushaltsgeräte ausgeweitet. Mit der Digitalisierung sind die Quellen solcher elektromagnetischen Wechselfelder sprunghaft angestiegen: WLAN, Mobilfunk, Steuerungen und neuerdings auch die vielfältige Gebäudeautomation. Die Vorzüge dieser Technologie sind gross, die Anzahl der Menschen, die unter solchen Störfeldern leiden, zunehmend auch. Die Baubiologie widmet sich den Auswirkungen solcher Störfelder auf die Gesundheit und bietet bautechnische Lösungen an.
Auf den Punkt gebracht: Diese unter Elektrosmog besser bekannte Umweltbelastung hat in den vergangenen Jahren ohne Zweifel erheblich zugenommen. Ob und wie sich diese Belastung nachteilig auf die Gesundheit auswirkt, kann weder die Wissenschaft noch die Weltgesundheitsorganisation WHO schlüssig beantworten. Andererseits klagen immer Menschen über diffuse Beeinträchtigungen bis hin zu ganz konkreten Gesundheitsschäden, die im Zusammenhang mit der Vielzahl oder Stärke solcher Störfelder gebracht werden.
In dieser durchaus unbefriedigenden Situation lässt sich zweierlei feststellen: Zum einen ist jede entbehrliche Störquelle, die eliminiert oder eingedämmt wird, eine Störquelle weniger – dadurch kommt bestimmt niemand zu Schaden. Zum anderen ist vor allem den Betroffenen nicht gedient, wenn ihre physischen oder psychischen Beschwerden mangels besseren Wissens ignoriert werden. Die Baubiologie setzt deshalb bei der Schnittstelle zwischen Technik und Mensch an und findet verträgliche Lösungen zwischen Techniknutzung und Gesundheit. Zugleich stellt sich die Baubiologie auf den Standpunkt, dass zumindest bei physikalisch nachvollziehbaren Risiken vermehrt Unbedenklichkeitsnachweise von den Interessengruppen verlangt werden müssen. Auch anlagebezogene Grenz- und Richtwerte sollten einer ganzheitlichen Sichtweise weichen. Wer sich bewusst macht, wie dauerhaft und intensiv man privat und beruflich solchen Störfeldern exponiert ist, hat es in der Hand, allfälligen Langzeitfolgen vorzubeugen – weniger ist eben auch hier vielfach mehr.

BAUBIOLOGISCHE BAUMATERIALIEN


Immer mehr Hersteller und Vertreiber folgen dem Ruf der Bauherren und stellen eine ständig wachsende Zahl an baubiologisch hergestellten Produkten bereit. Dabei beschreiten viele auch innovative Wege und bringen teilweise ganz neuartige Produkte hervor. Zu nennen sind beispielsweise Dämmstoffe aus Gräsern, Hanf, Wolle oder Holzfasern, die durch eine hervorragende Dämmwirkung überzeugen. Auch bei Bodenbelägen, Putzen, Farben und anderem tut sich einiges.
Diese aus natürlichen Rohstoffen hergestellten Baumaterialien sind biologisch einwandfrei, gesundheitlich verträglich und auch nachhaltig. Noch wird der Markt von den herkömmlichen, meist synthetischen Baumaterialien dominiert, was sich mitunter auf die Preisgestaltung niederschlägt. Doch je mehr private und institutionelle Bauherren auf baubiologische Baumaterialien setzen, desto breiter wird der Markt und desto günstiger werden die Produktionskosten. Der Weg zum ökologischen, ökonomischen und nachhaltigen Bauen will nur noch beschritten werden.
Der Einsatz von Dämmstoffen hat bei Bauwerken eine lange Tradition. Bekannt ist vor allem die Wärmedämmung, aber auch bei der Dämmung von Luft- und Trittschall werden besondere Baustoffe verwendet. Die meisten Dämmstoffe sind synthetischen Ursprungs, weisen einen hohen Wirkgrad auf, sind aber teilweise sehr aufwändig in der Produktion. Damit bei der Wärmedämmung die gewünschte Leitfähigkeit, Steifigkeit, Rohdichte, Kapillarität usw. erreicht wird, kommen Zusatzstoffe auch petrochemischen Ursprungs zum Einsatz. Einige dieser Zusatz- und Nebenprodukte können sich langfristig auf das Raumklima, die Bewohner und die Umwelt nachteilig auswirken. Andere haben ihr schädliches Potenzial bereits offenbart oder den entsprechenden Verdacht nicht zerstreuen können.
Zu diesen baubiologisch relevanten Einwirkungen auf die Gesundheit gesellen sich auch bauökologische Aspekte, wie die Ökobilanz von Herstellung und Entsorgung im Vergleich zum Nutzwert. Zwar werden in der Baustoffindustrie die biologischen und ökologischen Aspekte nachrangig zu den technischen und wirtschaftlichen diskutiert, doch zunehmend lässt sich eine Verlagerung feststellen. Denn viele natürliche Dämmstoffe stehen den synthetischen Materialien in nichts nach und bestechen zudem durch Vorzüge, die auf der Hand liegen.
Als ökologisch gilt ein Dämmstoff dann, wenn sich seine Hauptbestandteile aus nachwachsenden Rohstoffen zusammensetzen und er nur geringfügige Zusatzstoffe aufweist. Zu den gebräuchlichsten Hauptbestandteilen zählen Kork, Holzfaser und Zellulose, Schafswolle, Mineralschaum, Leichtlehm und einige mehr. Solche natürlichen Dämmstoffe weisen eine grössere Masse auf. Wie die synthetischen Dämmstoffe auch, zeichnen sie sich durch Stärken und Schwächen bei den winterlichen und sommerlichen Wärmedämmwerten aus.
Eine besondere Stärke spielen natürliche Dämmstoffe beim Umgang mit Feuchtigkeit aus und bewähren sich deutlich bei der Diffusionsfähigkeit und beim Schallschutz. Den synthetischen Dämmstoffen sind sie ausserdem hinsichtlich der benötigten Herstellungs-, Verarbeitungs- und Rückbauenergie deutlich überlegen. Um den bautechnischen Anforderungen zu genügen, müssen auch bei natürlichen Dämstoffen gewisse Zusatzstoffe zugefügt werden, z. B. Leimstoffe, Brand-, Mottenschutzmittel usw. Die Wahl dieser Zusatzstoffe kann entscheidend dafür sein, ob natürliche Dämmstoffe ihre Vorzüge bewahren oder einbüssen. Ein kritischer Blick lohnt sich allemal